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SR-Files #002: „Sensitivity Reader“ oder „Sensitivity-Reader“?

Ein Bild im Sketchnote-Format. Eine Person sitzt mit angewinkelten Armen an einem Tisch. Die Person trägt ein gelbes T-Shirt und ein rosafarbenes Käppi. Auf dem Käppi steht der Schriftzug „Princess“. Die Person trägt Brille und hat einen Bart. In der rechten Hand hält die Person einen Stift. Rechts von der Person steht der Schriftzug „SR-Files #002“. In der oberen Hälfte steht groß und in Schwarz: "Sensitivity Reader" oder "Sensitivity-Reading".Sensitivity Reader, Sensitivityreader, Sensitivity-Reader, Sensitivity Reader*in – die Schreibweisen sind vielfältig und leben in einer friedlichen Koexistenz miteinander.

Sensitivity Reader ist ein Anglizismus, der wie auch andere Berufsbezeichnungen wie Facility Manager, Senior Developer, Personal Trainer, Industrial Engineer, Agile Coach usw. direkt aus dem Englischen ins Deutsche übernommen wurde. Die beiden Substantive „Sensitivity“ (Sensibilität) und „Reader“ (Leser*in) bilden ein Kompositum und werden üblich wie andere Berufs- und Amtsbezeichnungen aus dem Englischen getrennt geschrieben, auch wenn sie semantisch ein zusammengehörendes Gebilde sind.[1] 

Sensitivity-Reader mit Bindestrich wird im Vergleich zu der getrennten Schreibweise im deutschsprachigen Raum häufiger verwendet. Wie bereits erwähnt, werden Berufsbezeichnungen mit mehreren Wörtern aus dem Englischen im Deutschen nicht mit einem Bindestrich gekoppelt. Allerdings ist die Variante mit dem sogenannten „Kann-Bindestrich“ auch möglich, der bei komplizierten Zusammensetzungen verwendet wird.[2] Dieser Bindestrich kann bei fremdsprachlichen Zusammensetzungen im Deutschen verwendet werden, wenn zum Beispiel zwei Substantive im Englischen getrennt geschrieben werden. So wird das englische science fiction im Deutschen zu Science-Fiction, home office zu Home-Office, diversity training zu Diversity-Training und sensitivity reading zu Sensitivity-Reading. Ob diese Beispiele jedoch als „komplizierte Zusammensetzungen“ erachtet werden oder nicht, ist subjektiv. Seit 2023 „Sensitivity-Reading“ als zusammengesetztes Wort in den online Duden übernommen wurde und seit 2024 in die 29. erweiterte Auflage[3], wird wahrscheinlich auch Sensitivity-Reader als Berufsbezeichnung vermehrt Einzug in den deutschen Sprachgebrauch erhalten.

Sensitivityreader als zusammengesetztes Wort ist weder im englischen noch im deutschen Sprachgebrauch verbreitet, auch wenn „Sensitivityreading“ als alternative Schreibweise ebenfalls 2023 in den online Duden aufgenommen wurde.[4] Im Vergleich zu anderen Worten mit -reader, die aus dem Englischen übernommen worden sind wie Screenreader oder Newsreader, würde es sich aber nicht um ein Computerprogramm, sondern um Menschen handeln. Eventuell wird auch die Bezeichnung „Sensitivityreader“ im Deutschen für ein zukünftiges computergestütztes Programm aufgespart, das Texte analysiert und im Sinne von Sensitivity-Reading selbst auswertet und optimiert … wer weiß?

Sensitivity Reader*in mit dem Sternchen, um alle möglichen Geschlechtsidentitäten in der Berufsbezeichnung einzuschließen, ist ebenfalls geläufig. Wie auch bei „Geschickt Gendern“ aufgeführt, haben einige englische Berufsbezeichnungen, die auf -er enden, eine Anpassung im Deutschen wie Manager/Managerin, Speaker/Speakerin, Trainer/Trainerin usw.[5] Da sind gendersensible Varianten wie Manager*in, Speaker*in, Trainer*in und auch Sensitivity Reader*in absolut legitim. Weniger verbreitet, aber ebenfalls möglich ist das genderneutrale Partizip I „Sensitivity Readende“.

SR-Files ist eine Reihe, die sich kurz und knapp mit Fragen zum Sensitivity-Reading auseinandersetzt. Anregungen, Wünsche und Kommentare sind willkommen! 😊

Lektorat: Victoria Linnea

Sensitivity-Reading: Beccs Riley

Illustration: Oliver Hoogvliet


[1] Ruetz, Timo & Anna Neffe: „Zusammengesetzte Anglizismen richtig verbinden mit Beispielen“. 2024. In: Scribbr. URL: https://www.scribbr.de/wissenschaftliches-schreiben/zusammengesetzte-anglizismen/ (zuletzt aufgerufen am 12.03.2025).

[2] https://www.neue-rechtschreibung.de/bindestrichs/#Der_Kann-Bindestrich (zuletzt aufgerufen am 12.03.2025).

[3] https://www.duden.de/rechtschreibung/Sensitivity_Reading (zuletzt aufgerufen am 12.03.2025); Duden. Bd. 1: Die deutsche Rechtschreibung. Das umfassende Standardwerk auf der Grundlage der aktuellen amtlichen Regeln. 29. völlig neu bearb. und erw. Aufl. Hrsg. von Dudenredaktion. Berlin: Dudenverlag 2024, S. 1065.

[4] Siehe Fußnote 3.

[5] https://geschicktgendern.de/englische-berufsbezeichnungen-gendern-oder-nicht/ (zuletzt aufgerufen am 12.03.2025).